Regsamkeit gegenüber dem Bildlosen
Dr.Phil. K.Hartmann
(…) Vorangestellt das Zitat eines Philosophen der sagt:
Kunst sei etwas für ihn dann, wenn es ihn darin fördere Mensch zu sein (H. Witzenmann)
Die folgende Auswahl von Bildern aus dem Schaffen der Malerin Claudia Schmidt zeigt eine vergleichbare Radikalität existentieller Berührung.
Während im heutigen Alltagsleben der kürzeste Eindruck über die Verweildauer unserer Zuwendung entscheidet, vermeidet die Kunst Claudia Schmidts alles, was um Aufmerksamkeit wirbt, die nicht aus bewusstem Entschluss zu schauen gespeist ist. Es kann keine unfreie Bindung des Interesses entstehen, keine Erregung des Begehrungsvermögens den Bildprozess des Anschauens in unkünstlerische Kanäle ableiten. Noch bevor sich die Bilder einzeln darstellen wird dem Überblick etwas Gemeinsames sichtbar: Weder in Form noch Farbe erschließen sie sich der unmittelbaren Vergegenwärtigung. Sie verbergen was sie sind, hinter der Schroffheit der Kontraste, dem Ungestüm des Pinselstrichs und der Rätselhaftigkeit der motivischen Aussage.
Wessen Wirklichkeitsbewusstsein nur klare Anblicke, nur entstehende Eindeutigkeiten kennt, wird im Gesamteindruck dieser Bilder nur den Ausdruck einer subjektiven Seelenlage vermuten. Doch hat in gewisser Weise jedes individuelle Bewusstsein auch Anteil an einem Vorgang allmählicher Wirklichkeitsbildung, am spannungsreichen Ausgleich lebendiger Gegensätze.
Im Bildgewordenen Schaffensprozess wird diese Schicht des Verwirklichungsgeschehens von der Künstlerin ins Bewusstsein gehoben.
Anblicke und Einblicke ihrer Farbenwelt geben nur Motive frei, die sich der Betrachter im Vexieren der stofflichen Beschaffenheit selbst erarbeitet hat.
Der Betrachter vollzieht darin mit, wie die Farben in ihrem Mit- An- und Gegeneinander im Bezugsfeld Motivisches entstehen lassen oder umgekehrt für das motivische Hineinbilden und Neugestalten plötzlich aufnahmefähig werden.
Die Malerin Claudia Schmidt will nicht das konsumierende Bewusstsein durch ein leicht assimilierbares Gegenüber zufriedenstellen, vielmehr das Betrachten zu einer Regsamkeit gegenüber dem Bildlosen aufrufen, das, indem es Bild wird, als Ganzes im Gegenüber eines Blickes entsteht.